Veranstaltung: | Mitgliederversammlung 17. Juni 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | 5. Anträge des Kreisverbandes |
Antragsteller*in: | AG Bildung, Gesundheit und Soziales (dort beschlossen am: 13.06.2024) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 13.06.2024, 20:44 |
A4: Lehrgärten in Kindertagesstätten
Antragstext
Wir fordern, dass von der Stadtverwaltung ein Konzept erarbeitet wird, das die
Einrichtung von Lehrgärten in Kindertagesstätten (Kitas) nach dem Vorbild von
Schulgärten ermöglicht. Dieses Konzept soll zur Zielstellung haben, dass
langfristig Kitas die Möglichkeit haben solche Lehrgärten einzurichten und zu
betreiben. Das Konzept soll deshalb finanzielle und strukturelle Förderung zu
diesem Zwecke sicherstellen.
Dabei sollen im Konzept Analysen vorgesehen sein, in denen die verfügbaren
Gartenflächen und personellen Ressourcen von Kindertagesstätten erfasst werden
und mit den Leiter*innen der Kindertagesstätten ins Gespräch gekommen wird über
die Umsetzbarkeit eines Lehrgartens für deren Einrichtung. Ferner soll das
Konzept auch Finanzierungsmodelle umfassen, die die Kitas bei der Einrichtung
und Pflege der Lehrgärten unterstützen, etwa durch kommunale Mittel,
Globalbudgets oder Partnerschaften mit gemeinnützigen Organisationen, sowie der
Förderung der Zusammenarbeit mit regionalen nachhaltigen Landwirtschaftbetrieben
oder solidarischen Landwirtschaft.
Das Konzept soll auch sicherstellen, dass die Lehrgärten langfristig in den
Bildungsplan kommunaler Kindertagesstätten unter dem Aspekt der naturnahen
Bildung integriert werden. Deshalb sollen die Pflege und Nutzung der Lehrgärten
in den pädagogischen Alltag eingebunden werden.
Begründung
Für Grundschulen in Sachsen ist der Unterricht im Schulgarten während der Vegetationszeit (Oster- bis Herbstbferien) optionaler Teil des Sachkundeunterrichts. Viele Grundschulen haben daher bereits die Initiative ergriffen und einen Schulgarten eingerichtet, der durch die Schüler*innen unter Anleitung von Lehrer*innen gepflegt wird. Für Schüler*innen stellt das eine enorme Bereicherung des Schulalltags dar, nicht nur, weil es eine Abwechslung ist vom schnöden sitzen im Klassenzimmer, sondern auch, weil es alltagsnahe Inhalte vermittelt. Für viele Schüler*innen, deren Eltern in der Stadt keinen Garten haben, ist es auch eine wichtige Erfahrung für die Schüler*innen, um mit der Natur in Kontakt zu kommen. Dieses erfolgreiche Modell sollte es auch in Kindertagesstätten geben. Denn Bildung beginnt eben nicht mit der ersten Klasse, sondern schon weit davor. Dazu gehört auch Umweltbildung, um zu verstehen wie die Natur funktioniert, wie Ökosysteme aussehen und welche Wachstumsprozesse Pflanzen durchlaufen.
Lehrgärten ermöglichen perspektivübergreifende Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen. Sie bieten Kindern die Möglichkeit, den Umgang mit der Natur und den Anbau von Pflanzen spielerisch zu erlernen und ebenso motorische Fähigkeiten im Umgang mit Werkzeug uvm. zu meistern. Durch praktische Erfahrungen im Gartenbau wird den Kindern ein Verständnis für ökologische Zusammenhänge und nachhaltiges Handeln vermittelt. Diese Erfahrungen fördern nicht nur die naturwissenschaftliche Bildung (Blair, 2009) , sondern auch wichtige soziale Kompetenzen wie Teamarbeit und Verantwortung (Benkowitz & Köhler, 2019). Das Lernen mit Kopf, Herz und Hand verbindet kognitives Lernen mit sozialem Lernen und vermittelt ethische Grundwerte, wie die Achtung vor dem Leben.
Der Aufenthalt im Freien und die körperliche Betätigung im Garten haben positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder. Durch die Arbeit im Lehrgarten werden Motorik, Koordination und Ausdauer verbessert (Soga et al., 2017). Zusätzlich eröffnet die handlungsorientierte Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Lehrgarten die Möglichkeit der Erweiterung des aktiven und passiven Wortschatzes und führt so auch erste bildungssprachliche Begriffe ein. Zudem kann der direkte Kontakt mit der Natur Stress reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden steigern.
In Lehrgärten lernen Kinder, woher ihre Nahrungsmittel kommen und wie sie angebaut werden. Dies kann zu einer bewussteren Ernährung und einem verantwortungsvolleren Umgang mit Lebensmitteln führen (Ozer, 2007). Kinder, die selbst Gemüse und Obst anbauen, sind eher bereit, diese auch zu probieren und zu konsumieren.
Durch die praktische Auseinandersetzung mit dem Anbau von Pflanzen und der Pflege von Gärten wird bei den Kindern ein Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit gefördert. Dies trägt langfristig zu einer umweltbewussteren und nachhaltigeren Gesellschaft bei. Außerdem fördert es die Bildung für nachhaltige Entwicklung (Nitsch, 2023). Lehrgärten sind ein alltagsnahes Beispiel, um zu motivieren selbst Essen anzubauen, die Natur schätzen zu lernen, Biodiversität zu erkunden oder biologische Anbauweisen zu verstehen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass durch das Anpflanzen von Lehrgärten im Kindergarten bereits früh die Allgemeinbildung gefördert wird. An dieses vorhandene Wissen kann in der Grundschule dann besser angeknüpft werden. Lehrgärten und das Lernen darin unterstützen außerdem reflektierendes und systematisches Lernen und fordern Kinder heraus sich mit ihrer Umwelt auseinander zu setzen.
Blair, D. (2009). The Child in the Garden: An Evaluative Review of the Benefits of School Gardening. The Journal of Environmental Education. 40 (2), 15-38. https://doi.org/10.3200/JOEE.40.2.15-38
Benkowitz, D. & Köhler, K. (2019, November 15). Lernen im Schulgarten - Werden vorhandene Potentiale genutzt?https://phka.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/185/file/OPUS_2019_Schulgarten_Be_Koe_15_11_-m_Autoren.pdf
Soga M., Gaston K.J., & Yamaura Y. (2017). Gardening is beneficial for health: A meta-analysis. Preventive Medicine Reports, 5, 92-99. https://doi.org/10.1016/j.pmedr.2016.11.007
Ozer, E. (2007). The Effects of School Gardens on Students and Schools: Conceptualization and Considerations for Maximizing Healthy Development. Health Education & Behaviour. 34 (6), 846 - 863. https://doi.org/10.1177/1090198106289002
Nitsch, L. (2023). Schulgartenarbeit als Bildung für nachhaltige Entwicklung. Potsdamer Beiträge zur Innovation des Sachunterrichts. 1 (2). 13-35. https://doi.org/10.25932/publishup-57784
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